Das Schwierigste ist das Schreiben
Erfahrungsbericht von Stefanie de Filippo
Ich begann mein Buch bei Null, ohne Vorgedanken, ohne Notizen, ohne Vorüberlegungen und Austausch mit anderen – blank und ungefiltert wollte ich es schreiben. Ob es für mich sein sollte, für andere zugänglich, an einen Verlag gehen sollte, war zu diesem Zeitpunkt egal. Die Form des Briefwechsels zwischen zwei Freunden erschien mir als Möglichkeit der Reflexion und Spiegelung geeignet und auch authentisch. Ich selbst schreibe immer noch Briefe und Postkarten an mir nahestehende Menschen, und so verwarf ich den Gedanken, das Buch als Mailverkehr stattfinden zu lassen, auch wenn dieser heute reger genutzt wird als persönliche Briefe zu schreiben. Jedes Kapitel forderte mich heraus, enthielt es doch auch (nicht nur) Wahres aus meinem Leben, was mich beim Schreiben auch in immer noch als schmerzlich empfundene Situationen hineinkatapultierte. Wie eine alte Wunde, über die der Schorf der Heilung liegt und die bei erneutem Kratzen wieder blutet, so kratzte ich Kapitel um Kapitel an Wunden.
Tage verstrichen und meine Unfähigkeit, an manchen Tagen auch nur einen Satz zu schreiben, blieb bestehen. Es war zuweilen frustrierend, entmutigend. Ich ging in mich, bemerkte dass ich zu viel nachdachte, zu viel zensierte und so meinen Fluss blockierte; eine innere Stimme, die wie ein eifriger Biber einen Staudamm baute, um den Fluss zu vermeiden. Ehrlichkeit und Tiefe mit sich selbst kann ein schmerzhafter jedoch auch heilender Prozess sein. Es geht nicht um Anklage, sondern um ein Loslassen beim Schreiben. Das Schreiben von Büchern ist trotz Austausch eine einsame Reise, eine Wanderung durch die Tiefen des eigenen Geistes. Es ist, als ob man sich in eine dunkle Höhle begibt, in der die einzigen Lichtstrahlen jene sind, die von den Gedanken der eigenen Seele reflektiert werden. Doch in dieser Dunkelheit findet man auch den Schmerz, der im Inneren lauert. Das Buch war auch Heilung, der Zauber des Schreibens hat den Schmerz in etwas Schönes verwandelt, etwas, das dich selbst und andere berührt und verändert. Es sind die gebrochenen Herzen, die verlorenen Träume und die ungesagten Worte, die ich neben den Momenten im Licht, dem Schönen, dem Bleibenden in mein Buch fliessen liess. In Teilen war es wie eine Parallelwelt, da ich in Vergangenem wühlte und schrieb, und dann im Alltag im JETZT war.
Der Austausch mit mir liebgewonnen Menschen innerhalb der Edition Unik, besonders mit einem mir heute auch guten Freund, half mir zudem beim Schreibprozess. So standen wir zu Teilen an gleichen, zu Teilen in völlig anderen Phasen unseres Lebens und unseres Buches. Ein Resümee am Schluss? Mit Ernst und Humor: Das Schwierigste am Bücherschreiben ist das Schreiben.