Weg zur Diagnose [Ausschnitt]
Aus: Natascha Hagen, Sparflamme
Mitte Februar 2020 hatte ich einen grippalen Infekt. So sagte es mir der Arzt damals. Ich war nicht beunruhigt deswegen und kurierte mich zwei Wochen lang aus. Ich fand es auch nicht komisch, dass ich für ein paar Tage keinen Geschmacks- und Riechsinn hatte. Schliesslich kommt das vor, wenn man stark erkältet ist, so dachte ich. Die üblen Kopfschmerzen fand ich allerdings etwas lästig und auch, dass ich Fieber hatte, was bei mir nämlich ansonsten eher selten der Fall ist. Nach zwei Wochen ging ich wieder arbeiten und bemerkte in den darauffolgenden Wochen, dass ich äusserst kurzatmig war. Normalerweise ging ich früh Morgens eine Stunde mit meinem Hund spazieren und lief dabei oft durch den Wald, bis zum Hügel hoch, ohne dass ich dabei grossartig ausser Atem kam. Mir war täglich übel und nach und nach stellte sich ein unangenehmer Schwindel ein. Dieser fühlte sich etwa so an, wie wenn man mitten am Tag aus einem Nickerchen erwacht und danach ein dumpfes Gefühl hat. Meine Nase war ständig verstopft und ich brauchte jeden Tag Nasenspray, um richtig atmen zu können. Meine Glieder schmerzten ohne Grund und sobald ich mich auszuruhen versuchte, klopfte mein Herz wie wild. Ich fand das alles etwas merkwürdig. Ich dachte aber, vermutlich bräuchte es einfach länger, bis ich mich von dem grippalen Infekt erholt hätte. Ein paar Wochen später wurde öffentlich bekannt, dass es einen neuen Virus gäbe, welcher Corona genannt wurde. Ich dachte keine Sekunde daran, dass ich davon betroffen gewesen sein könnte. Der Arzt hatte mir bestätigt, dass ich einen grippalen Infekt hätte und schliesslich passierte das ja mit diesem Corona, weit weg von der Schweiz. Ich lebte also mein Leben, wie bis anhin. Nur spürte ich, dass ich dies mit halber Energie tat. Ich fühlte mich einfach nicht richtig gesund und hatte alle paar Tage das Gefühl, ich hätte Grippesymptome. Ausserdem schlief ich sehr schlecht und schwitze in den Nächten enorm. Ich musste regelmässig aufstehen, weil ich einen beunruhigenden Druck auf der Brust verspürte und mir übel wurde. Ich hatte zudem immer noch starkes Herzklopfen im Ruhezustand und wachte auch oft auf in den Nächten, weil meine Gliedmassen taub waren. Wenn ich im Nachhinein daran zurückdenke, überlegte ich mir kaum etwas dabei. Ich nahm es einfach hin und versuchte das Beste daraus zu machen. Mir war zu dem Zeitpunkt das Wichtigste, dass ich jeden Morgen zuverlässig zur Arbeit erschien. Bald kam der erste Lockdown und ich musste nur noch 1–2 Tage pro Woche arbeiten. Das kam mir ehrlich gesagt sehr entgegen, da ich mein volles Pensum durch die Erschöpfung kaum mehr bewältigen konnte. Allerdings traute ich mich nicht, dies zu äussern. Wiederum ein paar Wochen später, gegen Sommer hin, hatte ich fünf Wochen Ferien. Ich war immer noch erschöpft, konnte mir aber kaum Pause gönnen. Ich war dabei, mein Haus zu räumen, da ich im Oktober in eine Wohnung umziehen würde. Den ganzen Sommer über räumte ich das Haus. Ich war so erschöpft, dass ich kaum mehr denken und mich bewegen konnte. Alles tat weh und mein Kopf fühlte sich wie Brei an. Da ich wenig Hilfe hatte bei der Räumung, machte ich einfach weiter und mir war klar, dass ich einfach nur noch funktionierte.
Ein paar Wochen später, im August, wurde mein Sohn krank, mit Magendarmgrippe und Fieber. Ein paar Tage darauf erwischte es mich mit denselben Symptomen. Wir liessen uns beide das erste Mal auf Covid testen. Mit negativem Resultat als Ergebnis. Von da an, war ich jeden Monat krank – mit Grippesymptomen, und auch mein Sohn hatte diese Symptome, wenn auch in abgeschwächter Form.
Im Oktober zogen wir in die neue Wohnung und ich war erstmal enorm erleichtert, dass ich nicht mehr so viel haushalten musste wie zuvor in meinem Haus. Kaum waren wir eingezogen, legte es mich komplett ins Bett. Mir war zumute, als hätte ich noch nie eine so starke Grippe gehabt wie in jenen zwei Wochen. Ich war total erschöpft und schrieb das Gefühl der vergangenen Hausräumung zu. Ich sagte alle meine Termine ab und versuchte mich einfach so gut wie möglich auszuruhen. Kaum hatte ich mich ein wenig erholt davon, kam die nächste Grippesymptomatik. Mittlerweile fand ich das alles mehr als merkwürdig und glaubte nicht mehr an grippale Infekte. Ich liess mich immer wieder testen (auch weil ich im Beruf mit Kindern arbeitete) und jedes Mal war der Test negativ. Im Dezember 2020 hatte ich dann eine üble Lungenentzündung, welche acht Wochen dauerte. Von da an ging es gesundheitlich nur noch abwärts. Ich hatte einen Dauerschwindel entwickelt, war erschöpft ohne Ende, ich konnte kaum atmen, meine Gliedmassen schmerzten, ich war immer noch dauerverschnupft, mir war jeden Tag übel und ich konnte die einfachsten Tätigkeiten nicht mehr ausführen, weil mir die Kraft und Konzentration dazu fehlte. Wiederum liess ich mich negativ testen und der Arzt sagte abermals, es wäre ein grippaler Infekt.